Sinnbild des Museums, Zeichnung: Elmar Sommer
Schriftzug musée imaginaire
Das Waldinnere:
Reinhold Koeppel -
„Selbstporträt”
Reinhold Koeppel

Lebensbild nach Siegfried von Vegesack

Reinhold Koeppel, der "Maler des Böhmerwaldes", wurde am 21. April 1887 in Oschersleben an der Bode am Harz geboren. Sein Vater war Buchhändler. Seine Mutter starb als er 3 Jahre alt war. Zusammen mit seinen vier Geschwistern ist er "ziemlich wild" (Siegfried v.Vegesack) aufgewachsen. Der alte Garten, der das Elternhaus umgab, war einmal ein Friedhof gewesen, natürlich spukte es darin. Von den vielen Streichen aus den Kindertagen erzählte der Maler gern in vorgerückter Stunde bei einem Schoppen Wein. Das Motto, das er später auf die Tür seiner Bauernstube malte, hatte hier seine Ursprung: 
"Wild Wächst, Was Wachsen Will!"

Der Vater hatte großes Verständnis für seine Kinder und deren Freiheitsdrang. Der junge Koeppelwurde schon damals der "Waldläufer" genannt und ein Waldläufer blieb er sein Leben lang, solange er noch laufen konnte. 

Nachdem er die Schule absolviert hatte, kam er in die Lehre zu einem Kunsthändler nach Dresden. Hier öffnete sich ihm die Welt der Kunst, insbesondere die der Malerei. Doch noch war nicht der Zeitpunkt gekommen, selbst den Pinsel in die Hand zu nehmen. 

Er wurde als "Einjähriger" nach Dresden eingezogen. Danach folgten waghalsige Klettertouren in der Sächsischen Schweiz und lange Fußwanderungen durch Böhmen, den Böhmerwald, in die Hohe Tatra und in die Beskiden. Eines Tages trat er aus des "Waldes Dunkel" auf einen "besonnten Hang" mit ein paar ärmlichen Häusern. Dieses Fleckchen Erde mit dem kargen, steinigen Boden und den endlosen, bis an den Horizont reichenden Wäldern sollte seine Heimat werden. Zunächst zog er von dort unbekümmert weiter, doch schon im nächsten Sommer kam er wieder. Irgendetwas muß ihn auf unerklärliche Weise hierher, nach Waldhäuser zurück gezogen haben. So ging es nach ihm Hermann Erbe-Vogel und Heinz Theuerjahr, so war es vor ihm Friedrich Nietzsche gegangen, der in Klingenbrunn geschrieben hatte: 

"Wenn man nicht feste, ruhige Linien am Horizont seines Lebens hat, Gebrigs- und Waldlinien gleichsam, so wird der innerste Wille des Menschen ... unruhig, zerstreut und begehrlich ..." - Koeppel und die anderen brauchten diese "festen und ruhigen Linien am Horizont ihres Lebens". Der Wald wurde ihnen zur zweiten Heimat. 

Reinhold Koeppel begann 1907 in Waldhäuser mit dem Malen. Im Jahr darauf verkaufte er sein erstes Bild. Mit dem Erlös erwarb er das alte Schulhaus am Ort. Der "Waldläufer" wurde seßhaft. Sein Kunst war keiner Mode und keiner Schule unterworfen, sie blieb jung wie der Maler, der immer wieder weit reiste und sich auch später im Rollstuhl etwas Unbekümmertes bewahrte. 

1920 heiratete er Hanne Möslinger, die sowohl die glücklichen Jahre aber auch die schweren seiner Krankheit aufopferungsvoll mit ihm geteilt hat. Zusammen mit Alfred Kubin und Siegfried von Vegesack machte er weite Wanderung nach Böhmen, auf den Rachel und auf den Lusen, den man  im Winter oft auf Skiern bestieg. 

Der Wald und die Waldler wuchsen ihm ans Herz. Nach anfänglichem Mißtrauen erwarb er schon bald den Respekt und die Zuneigung der Menschen. Mit den Waldbauern, den Holzhauern und einmal auch mit den Schmugglern ist er hinausgezogen und hat sie bei ihrer Arbeit beobachtet. Mit eindrucksvollen Skizzen kehrte er nach Hause zurück, sie waren die Grundlage seiner großen Bilder. Gern saß Koeppel im Wirtshaus mitten unter den Waldlern, hörte ihren wortkargen, aber bildstarken Reden zu, ging schmunzelnd auf ihre derben Späße ein und blieb nie die rechte Antwort und das Lachen schuldig. Das wunderbare Bild die "Bauernfastnacht" kündet von der engen Gemeinsamkeit mit den Waldlern. Alfred Kubin schrieb darüber zu Koepells 50. Geburtstag. 

Koeppel sorgte für die Waldhäuser, er erkämpfte die Straße, das elektrische Licht, das fließende Wasser. Er sorgte für ein schmuckes Dorfkirchlein, dessen Altarbild er malte, für ein erneuertes Schulhaus und für eine Jugendherberge. 
1930, nach einer fünf Monate dauernden Spanienreise, während der er den Pic von Tenerifa bestiegen hattte, wurde er krank. Er konnte nicht mehr gehen, blieb an den Rollstuhl gefesselt. 

Die Ärzte verboten ihm das Malen. 

"Kurz vor seinem Tode, im Oktober 1950, griff der Leidende noch einmal nach dem Pinsel und malte seinen geliebten Wald in den lodernden Farben des Herbstlaubes. Es war sein Abschied von dieser Welt. Am 15. Dezember 1950 wurde er erlöst." 

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